Von Clara Sinn

„Wir hätten es“, sagte sie, „uns in derselben Zeit auch schön machen können.“  

Sie hatte ihn unverhofft wiedergetroffen vor Conrad. Ach, ja, kriegte er doch manchmal diese Anfälle, sich im großen Stil irgendwelches Männerspielzeug zu kaufen.

Er hatte nicht ganz geschaltet, als sie ihm ihre neueste Erkenntnis gleich nach ihrem „Hallloo!!“ unumwunden preisgab.

Sie hatten von Anfang an miteinander rivalisiert, sich erbittert bekämpft, am Ende war es der gnadenlose Krieg der Giganten. Keiner konnte es ertragen. Nachzugeben.

Da richteten Liebe, Verliebtsein und Begehren, nicht das Geringste aus. Ganz im Gegenteil, diese Anziehung, die ums Verrecken nicht kaputtzukriegen war, hatte alles verlängert.

Seit einiger Zeit aber war sie geläutert.

Es war in einer Frisörzeitschrift gewesen, wo sie diesen einschneidenden Satz gelesen hatte, dass es der Zeit herzlich egal sei, wie man sie letztendlich verbracht hatte.

Bestmöglich, gut, zufriedenstellend … oder eben nicht. Dieselbe Zeitspanne. Der Rest allein eigene Verantwortung … Wahl.

Sie war sich bewusst, dass es nichts brachte und es ging auch nicht darum, dass es allgemein als richtig erachtet war, es war moralisch gegenüber sich selbst: „Es tut mir leid“, vollbrachte sie es endlich und fast nahtlos, „ich habe viel zu überspannt rea…“

Sie erinnerte sich an die ungezählten Kontroversen noch haargenau, der Besuch im Restaurant zum Geburtstag, ein Tisch im Schatten, nein, ein Tisch in der Sonne, am Ende verließen sie das Lokal unverrichteter Dinge in entgegengesetzte Richtungen.

Sie war nicht mehr die Betroffene. Sie konnte die wie von außen sehen, einfach nur betrachten. Statt sein zu müssen. Automatisch.

Damals war nichts gegangen. Ohne Belohnung. Ohne Würdigung. Von außen.

Unvermeidlicher Schmerz. Wenn er nicht nachgab. Um ihretwillen. Und nochmal Schmerz. Ob der Ausweglosigkeit, ihn so hinzubekommen jemals …

Lebe, leide fröhlich und frei. Jetzt konnte sie diesen erzverletzten Teil in sich auffangen. Blieb klar. Niemand stach sie ins Herz. Es war purer Wahn. Niemand musste mehr dafür herhalten, ihre Phantomschmerzen ausgleichen. Von außen.

Ein alter Schmerz mochte anspringen. Da ist niemand, Süße. Ich sterbe!! Ich bin da, Süße, es ist nur die normale Panik, sie ebbt gleich ab in 3, 4, 10 Minuten … ich bin da, Süße … raste ruhig aus, falls du möchtest, ich bleibe da … und da ist wirklich niemand, es sind nur Gespenster.

„…giert.“